“Das ist nicht mehr der Beruf, den ich gelernt habe“

Bildung und sich wandelnde Berufsbilder im Fokus des 20. Wirtschaftsforums Mainfranken

In seinem einleitenden Statement ging Moderator Ivo Knahn, Chefredakteur der Main-Post auf das VUCA-Modell ein, das die veränderten Rahmenbedingungen und Herausforderungen, innerhalb der Führungskräfte und Organisationen durch die Digitalisierung beschreibt. Demnach müssen Unternehmen veraltete Führungsmethoden abschaffen und sie an das ʻneueʼ Umfeld anpassen.

Dr.-Ing. Hubert P. Büchs, stellvertretender Vorsitzender der vbw Bezirksgruppe Unterfranken und Bruno Altrichter, stellvertretender Landrat des Landkreises Rhön Grabfeld, begrüßten die Teilnehmer*innen aus mainfränkischen Unternehmen und Institutionen in der Stadthalle in Bad Neustadt a. d. Saale. Im einleitenden Interview wurde deutlich, dass an die Arbeits- und Fachkräfte bereits neue Anforderungen gestellt werden. „Unsere Region steht aktuell vor großen Herausforderungen. Viele Arbeitsplätze können nicht besetzt werden und bei vorhandenen Fachkräften fehlen oft digitale Kompetenzen. Bad Neustadt ist sehr industriell geprägt und hat so viele Einwohner wie Arbeitsplätze. Wichtig ist es, schon in der Schule die Vorbereitung auf digitale Berufe sicherzustellen.“, so Altrichter. Auch für Dr. Büchs stellt der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen dar. „Während in einigen Berufen der Bedarf an Fachkräften zurückgeht, entstehen in anderen Bereichen, z.B. im Energiebereich, komplett neue Berufe.“, so Büchs. 

Welche Chancen und Risiken die berufliche Transformation mit sich bringt, darüber referierte Pascal Heß, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe (BQE) am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Durch den technologischen Wandel entstehen viele neue Berufe und die Tätigkeitsprofile der Mitarbeitenden verändern sich. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten. Zum Beispiel können Routinetätigkeiten wegfallen und durch KI ersetzt werden. Die Mitarbeitenden haben so mehr Zeit für andere Aufgaben. „Wichtig ist, dass wir uns gemeinsam an die neue Arbeitswelt anpassen und entsprechende Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen anbieten. Durch gesteuerte Digitalisierung können Mehrwerte geschöpft werden, ohne dass jemand arbeitslos wird.“, so Heß. 

Ein Beispiel aus der Praxis zeigte Hermann Weiland, Personalleiter und HR Business Partner von der Siemens AG in Bad Neustadt. Gemeinsam mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg hat Siemens ein umfassendes Konzept erarbeitet, wie Mitarbeitende den Wandel der Berufe meistern können. „Wir müssen Talente, die bereits im Unternehmen sind, weiterbilden und nicht extern nach neuen Mitarbeitenden suchen. Die Bereitschaft, Nachwuchskräfte mehr Verantwortung zu geben, ist ein Schlüssel zum Erfolg.“, so Weiland. Technologie und Innovation hilft, das Modell „Next Work“ umzusetzen. So stellt die Siemens AG sicher, dass jeder Mitarbeitende leichten Zugang zu Weiterbildungs-Maßnahmen hat, beispielsweise durch Lern-Räume oder „Kiosk-PCs“. Die Hemmschwelle die Angebote zu nutzen, soll so möglichst geringgehalten werden.

Auch Ingo Hild, Plant Manager von der OSRAM GmbH in Schwabmünchen, gab spannende Einblicke in die Praxis. Die Anforderungen an den einzelnen Mitarbeitenden nehmen durch den hohen technologischen Fortschritt am Endprodukt immer weiter zu. Der Bedarf, die Belegschaft kontinuierlich weiterzubilden, ist somit permanent gegeben. So erarbeitete die OSRAM GmbH strukturierte Lernpläne mit passendem Zeitplan. „Wir müssen genau analysieren, welche Anforderungen unsere Mitarbeitenden in Zukunft benötigen und somit die passenden Schulungsmaßnahmen ableiten.“, so Hild. „Dabei haben wir klare KPIs definiert, um die Maßnahmen auch kontinuierlich zu evaluieren. Wichtig ist es, dass die Führungskraft als Coach und Mentor agiert“ 

Prof. Dr. Jean Meyer von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt stellte abschließend das Center für Robotik (CERI) in Schweinfurt vor. Mit dem neuen Center ist auch ein neuer Bachelorstudiengang für Robotik entstanden. Die Tätigkeitsprofile ändern sich nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch die Lehrangebote der Hochschulen müssen sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. 

Die anschließende Podiumsdiskussion knüpfte an die Vorträge der Referenten an. Es wurde unteranderem die Frage diskutiert, was mit den Menschen passiert, die feste und einfache Strukturen in ihrer Arbeit benötigen. Viele Tätigkeitsprofile werden immer anspruchsvoller. „Wir müssen genau differenzieren. Leistungsfähige werden sehr gut gefördert, aber wir dürfen die Schwächeren nicht vergessen und nicht abhängen. Das ist die große Gefahr. Wertschätzung ist ein zentraler Punkt.“, so OStD Michael Wimmel, Schulleiter der JAKOB-PREH-SCHULE in Bad Neustadt a. d. Saale. Am Ende waren sich die Diskutanten einig. Veränderungen in der Arbeitswelt dürfen nicht mit Angst einhergehen, sondern sollten vielmehr als Teil eines kontinuierlichen Weiterbildungsprozesses gesehen werden.

BILDUNTERSCHRIFT UND BILDNACHWEIS  
Bei Verwendung des Fotos bitten wir um folgende Angaben: 
BILD 1:
v.l.n.r.: Prof. Dr. Jean Meyer (THWS), Michael Wimmel (JAKOB-PREH-SCHULE), Ivo Knahn (Main-Post), Ingo Hild (OSRAM GmbH), Pascal Heß (IAB), Hermann Weiland (Siemens AG), Åsa Petersson (Region Mainfranken GmbH), stv. Landrat Bruno Altrichter (Landkreis Rhön-Grabfeld), Dr. Hubert P. Büchs (vbw Bezirksgruppe Unterfranken), Michael Bischof (vbw Bezirksgruppe Unterfranken)

Bildnachweis: Rudi Merkl 

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