Chancen statt Grenzen

17. Wirtschaftsforum Mainfranken - Arbeiten im Alter

25. November 2020
Ansprechpartner:

Geschäftsführerin
Ludwigstraße 10a
97070 Würzburg
0931/452 652-11
gardenne@mainfranken.org

25. November 2020

Das Wirtschaftsforum Mainfranken ist bewährter Klassiker. Vorträge, Podiumsdiskussionen, Live-Interviews - seit Jahren zentraler regionaler Treffpunkt für Wirtschaftspolitik und Zukunftsgestaltung. Verantwortlich: Region Mainfranken GmbH und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. in eingespielter Zusammenarbeit. Publikum: Vernetzungsinteressierte Vertreter des mainfränkischen Unternehmertums, der Verwaltung und der Kommunen.


„Ältere Menschen sind das größte und qualifizierteste Reservoir des Arbeitsmarktes!“ Diese Botschaft richtete Prof. Dr. Raffelhüschen beim 17. Wirtschaftsforum Mainfranken an alle Arbeitgeber. Oder anders gesagt: „Der heutige 70-Jährige ist um einiges fitter als der 60-Jährige in den 60er-Jahren“, so der Volkswirtschafts- und Finanzexperte, der für eine Einführung des Lebenserwartungsfaktors im Rentensystem plädiert. „Wir brauchen eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit, weil sich die Lebenserwartung der Menschen ständig erhöht. Die Menschen bleiben länger gesund.“

Beim diesjährigen Wirtschaftsforum zum Thema „Arbeiten im Alter – Chancen statt Grenzen“ drehte sich alles um die Potenziale und Bedürfnisse älterer Mitarbeitender. Die Gastgeber – die Region Mainfranken GmbH und die vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. – konnten in der Streaming Veranstaltung 180 Zuschauer begrüßen. Experten aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Verwaltung gaben Antworten auf die Fragen aus dem Publikum und machten Mut für das Beschreiten gemeinsamer Wege.

Unterschätzte Fachkräftepotenziale
Wolfgang Fieber, Vorstandsvorsitzender der Bezirksgruppe Unterfranken der vbw wies in der Einführung auf das große Potenzial von Älteren bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels hin: „Ältere verfügen über einen großen Erfahrungsschatz, der sie für Unternehmen besonders wertvoll macht. Zudem haben sie mit spezifischen Stärken zum Beispiel in der Risikoeinschätzung auch die Nase vorn gegenüber den Jüngeren. Für die bayerische Wirtschaft steht außer Frage, dass wir vor dem Hintergrund des demografischen Wandels eine höhere und längere Erwerbsbeteiligung Älterer benötigen.“

Im Wettbewerb der Regionen gelte es auch, Herausforderungen wie Fachkräftemangel im regionalen Schulterschluss zu bewältigen, betonte der Vorsitzende der Region Mainfranken GmbH Landrat Wilhelm Schneider. Dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Einzelteile zeige auch die Partnerschaft mit den Unternehmen im Rahmen der Fachkräftekampagne „Mainfranken - wie für Dich gemacht!“ – hier habe man als Standort wesentlich mehr Schlagkraft als wenn jeder Landkreis für sich alleine wirbt. 

Von Senior-Experten lernen
Während der Podiumsdiskussion, die den zweiten Teil der Veranstaltung ausfüllte, trugen Experten aus verschiedenen Branchen ihre Meinung zum Thema „Arbeit im Alter“ zusammen. Darunter auch Dr. Georg Hanen, ehemaliger Geschäftsführer der Bosch Management Support GmbH (BMS), die 1999 als Tochtergesellschaft von Bosch gegründet worden war. Ehemalige Angestellte werden hier befristet für Projekt- und Beratungsaufgaben ins Unternehmen vermittelt. Diese sogenannten Senior-Experten sind ehemalige Fach- und Führungskräfte, die teilweise bis zu 40 Jahre Bosch-Erfahrung mitbringen. Hoch im Kurs stehen vor allem Spezialisten wie Techniker, Ingenieure, Controller und Logistiker. Dr. Georg Hanen betonte: „Mit den Senior-Experten bleibt das über Jahrzehnte erworbene Wissen dem Unternehmen erhalten. Gleichzeitig bekommen jüngere Mitarbeitende die Möglichkeit, von den älteren und erfahrenen Ruheständlern zu lernen. Generationsübergreifende Teams gleichen die Schwächen gut aus und können unterschiedliche Stärken besser nutzen. Studien belegen, dass Teams, die unterschiedliche Altersgruppen umfassen, auch die wirtschaftlich besten Ergebnisse erzielen.“

Gesundheit als Grundvoraussetzung
Wie einsatzfähig ältere Mitarbeitende sind, hob Prof. Dr. Christian Hendrich, Ärztlicher Direktor des Orthopädischen Krankenhauses Werneck, hervor: „In der Orthopädischen Spezialklinik werden jährlich über 4.500 Patienten operiert. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind die Ursachen für die Einschränkung der Lebensqualität unserer Patienten.“ Durch den Einsatz orthopädischer Spitzenmedizin wie Endoprothetik kann altersbedingter Gelenkverschleiß behoben werden und die Beweglichkeit auch im hohen Alter erhalten bleiben.

Wie weit reicht die Rente?
Mit welchen Herausforderungen der Staat zu kämpfen hat, erzählte Jürgen Zips, stellvertretender Geschäftsführer der Deutsche Rentenversicherung Nordbayern. „Wir brauchen Anreize, damit die, die länger arbeiten möchten, auch länger arbeiten können. Wir beraten auch gerne Arbeitergeber über Maßnahmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement, das ein wichtiges Instrument darstellt, um die Motivation älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten.“

Prof. Raffelhüschen forderte, alles in der Rentenpolitik rückgängig zu machen, was in den vergangenen Jahren falsch gelaufen sei. So müsse als erstes die abschlagsfreie Rente zurückgenommen werden. Als zweites müsse die Grundrente abgeschafft werden, denn mit ihr würde das Gleichheitsgebot durchbrochen. 2040 werde sich die Anzahl der Rentnerinnen und Rentner verdoppelt haben. Leider gebe es dagegen nicht mehr Beitragszahlende - diese seien schlicht nicht geboren worden. „Unsere Generation hat kein Problem- wir SIND das Problem“, schlussfolgerte er.


Fotos: Katrin Heyer