Innovationsmotor mit Kooperationspotenzial

1. Transferforum Mainfranken

11. April 2019
Aktuelles

Das Transferforum ist eine frisch etablierte Veranstaltungsreihe der Region Mainfranken GmbH in Zusammenarbeit mit der FHWS und der IHK Würzburg-Schweinfurt. Die Medizintechnik stand im Fokus des ersten Transferforums am 11. April 2019. Und das aus gutem Grund.

Wissenstransfer in der Medizintechnik

„Die Prognos AG hat in ihrer jüngsten Standortanalyse der Regiopolregion Mainfranken den Sektor Medizin & Gesundheit als eines von fünf Kompetenzfeldern identifiziert – Bereiche also, in denen die Region wirtschaftlich und wissenschaftlich besonders gut aufgestellt ist und Zukunftspotenzial hat. Diese Stärken wollen wir weiter ausbauen, etwa indem wir Akteure auch kompetenzfeldübergreifend miteinander vernetzen und so im Idealfall als Inkubator für Kooperationen fungieren“, so Sebastian Kühl (Region Mainfranken GmbH) und Frank Albert (IHK Würzburg-Schweinfurt) in ihrer Einführung: „Insofern ist das Transferforum Mainfranken ein wichtiger Baustein der mainfränkischen Innovationsstrategie.

Kompetenzträger stellen sich vor

Wie moderne Medizintechnik den orthopädischen Operationssaal verändert, darüber informierte Professor Christian Hendrich, Ärztlicher Direktor des Orthopädischen Krankenhauses Schloss Werneck, die 70 Teilnehmer. Die Klinik zählt zu den Top-10 Kliniken für Endoprothetik in Deutschland und ist als einzige aus diesem Kreis im ländlichen Raum beheimatet. Durch die Computer-unterstützte Operationstechnik MAKOplasty® habe man bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal beim Einsetzen von Hüft- und Knieendoprothesen geschaffen. „Mit dieser Technologie planen wir Operationen virtuell vor, führen diese mithilfe eines Roboters durch und erreichen damit ein bisher nicht gekanntes Maß an Präzision“, so Professor Hendrich. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist die enge Vernetzung mit den Rehakliniken insbesondere im Bäderland Bayerische Rhön.

Das Leistungsspektrum der gastgebenden FHWS in Sachen Medizintechnik präsentierte Professor Walter Kullmann als Leiter des Instituts für Medizintechnik Schweinfurt (IMES). Im Fokus des Instituts stehe die Prototypen-Entwicklung medizinischer Diagnose- und Therapiesysteme sowie Assistenzsysteme für die Pflege, die in enger Partnerschaft mit regionalen Industrieunternehmen, Kliniken, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen realisiert werde. Bisherige Ergebnisse dieser Kooperation seien unter anderem die Entwicklung eines USB-Spirometers sowie innovative Lösungen für die mobile multimodale kardiovaskuläre Diagnostik, die Atemgas-Diagnostik von Volkskrankheiten oder die photodynamische Therapie in der Dermatologie.

Letzteres war auch Gegenstand des Vortrags von Helmut Reinhard, Geschäftsführer der Reinhard Feinmechanik GmbH aus Dietzenbach, der anhand eines Kooperationsprojekts mit dem Institut für Medizintechnik der FHWS die industrieseitige Perspektive des Wissenstransfers zwischen Hochschule und Unternehmen beleuchtete. So gelte es, auf Basis einer kritischen Bewertung der eigenen Ressourcen und Stärken mögliche Forschungspartner zu identifizieren. Gerade für KMUs sei dieser Weg auch aus Kostengründen der erfolgversprechendere, als fehlende Kompetenzen selbst aufzubauen. Auch habe es sich als wertvoll erwiesen, im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten ZIM-Projekts einen externen Experten für die Begleitung des Antragverfahrens und die gesamte Projektadministration hinzuzuziehen.

Ebenfalls vom gelebten Wissenstransfer – in dem Fall mit der Universität Würzburg – wusste Dr. Florian Odoj von der Rapid Biomedical GmbH aus Rimpar zu berichten. Das einst als Spin off der Universität gegründete Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt weltweit Spulen für die Kernspintomografie und profitiert noch heute in vielfältiger Weise von dessen Einbettung in eine wissenschaftliche Community. So zählen Forschungsakteure nicht nur zum Kundenkreis von Rapid Biomedical, Kooperationen mit Hochschulpartnern im Rahmen der Produktentwicklung sorgen darüber hinaus für einen permanenten Innovationsschub im Unternehmen. So sei etwa aus einer Diplomarbeit über die Entwicklung einer 16-Kanal-Brustspule für die diagnostische Anwendung in der klinischen Kernspintomographie ein marktreifes Produkt entstanden.

Als „Spinne im Netz zwischen Anwendung, Wirtschaft und Forschung“, so charakterisierte Sebastian Dresbach die Rolle des Zentrums für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM). Dabei stehe bei allen Aktivitäten des ZTM – egal ob Forschung und Entwicklung, Wissenstransfer, Schulungen oder Verbesserung der Patientenversorgung – die Bedarfsorientierung und Nutzerakzeptanz telemedizinischer Systeme im Vordergrund. In dieser Eigenschaft wolle und könne man keine Mediziner ersetzen, sondern leiste einen Beitrag zur sektorenübergreifenden Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum – von Krankenhäusern über Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen bis hin zu Rettungsdiensten.