Denker treffen Lenker - Innovationstreiber Handwerk
Emanuel Friehs
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Geladen waren vier regionale Vorreiter, die neue digitale Technologien im Handwerk vorstellten. Rund 80 Teilnehmende erhielten anhand von Praxisbeispielen und Live-Präsentationen zahlreiche Impulse zu Antworten auf die drängenden Fragen der Digitalisierung in Fertigungsprozessen. Das etablierte Format „Denker treffen Lenker“ bringt regionale Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen, mit dem Ziel Forschungskooperationen anzubahnen.
„Der Wissenschaftsstandort Mainfranken profitiert stark von seinen Forschungsinstituten, beispielsweise dem Zentrum für Telematik, und der Expertise in der praktischen Umsetzung“, leitete der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt, politischer Sprecher der mainfränkischen Themenplattform Kooperation Wirtschaft-Wissenschaft, die Veranstaltung ein. Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken, ergänzte: „Über Kopf zu arbeiten strengt an und kostet viel Kraft – Robotik auf der Baustelle kann diese Arbeiten übernehmen und sorgt für mehr Effizienz und hohe Qualität in vielen Gewerken.“
Roboter auf der Baustelle lösen Probleme
Löcher auf den Millimeter genau setzen und bohren, die vorher in einem Modell am Computer erstellt wurden – das ist für viele Handwerksbetriebe noch Zukunftsmusik. Lukas Walter vom Bildungszentrum der Handwerkskammer präsentierte anschaulich die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt Robonet 4.0. Die Projektmitarbeitenden kommen zu dem Schluss, dass sich ein Einsatz für viele Betriebe lohnen kann, denn die Zeitersparnis und die Qualität sprechen für sich. Jetzt müsse es gelingen, die Technologie flächendeckend in Handwerk und Industrie einzusetzen. „Dieses Forschungsprojekt kann nur der Anfang sein, es gibt noch viel Potenzial“, kommentierte er im Gespräch mit Moderatorin Maren Ulbrich von Handwerksmensch.
Hilfe aus der Ferne - ZFT bietet massgeschneiderte Lösungen
Wenn der Roboter mal nicht das tut, was er soll oder gewartet werden muss, ist schnelle Hilfe vonnöten. Eine passende Lösung hat das Zentrum für Telematik entwickelt und wurde dafür bereits im Jahr 2018 mit dem Telematik-Award ausgezeichnet. Dank der entwickelten Software in Verbindung mit Kameras an der Anlage oder dem Roboter ist es möglich, dass die Unterstützung nicht mehr vor Ort stattfinden muss, sondern aus der Ferne. Was in Zeiten von Homeoffice normal scheint, kann allerdings nicht komplett auf Robotikanwendungen übertragen werden, wie Christian Lilge vom Zentrum für Telematik eindrucksvoll erläuterte. Das Live-Feedback und die direkte Umsetzung der Arbeiten durch einen Mitarbeitenden vor Ort – auch ohne spezifische Ausbildung – stellt den größten Vorteil dar. Viele Industriebetriebe setzen bereits auf den Einsatz dieser in Mainfranken entwickelten Technologie. Die Fernwartung und Fehlerbehebung ist darüber hinaus kostengünstiger, sicher und lösungsorientiert.
Digitale Transformation: von der Schreinerei zum häuslebauer
Von der Erzeugung eines digitalen Zwillings über das Zusammensetzen eines Hauses im Modell bis hin zum Zusammenbau einer ausgelaserten Holzwand des Hauses zeigte Frank Ackermann, Schreinermeister und Firmeninhaber der Ackermann GmbH, den Teilnehmenden detailliert die Schritte der Fertigung. BIM – diese drei Buchstaben stehen bei der innovativen Firma für „Bauen ist menschlich“ – der digitale Zwilling ist mittels CAD-Programm schnell erzeugt und führt dazu, dass mit weniger Material und kostensparend produziert werden kann. Denn die Steckverbindungen der Holzplatten, die für den Hausbau benötigt werden, werden mit einem leistungsstarken Laser ausgeschnitten. Im Vergleich zum klassischen Fräsen ist diese Verarbeitung wesentlich effizienter.
Insgesamt betrachtet ist die Holzbautechnik im Vergleich zur herkömmlichen Steinbauweise flexibler, aus- und rückbaufähig. „Kinder können, wenn sie ausziehen, das obere Stockwerk ein-fach mitnehmen und an ihrem Wunschstandort wiederverwenden“, meint Frank Ackermann.
Schutz vor unfällen und überlastung
„Wir prüfen vom Kinderwagen über (Lasten-)Fahrräder bis hin zum Rollator alles auf DIN, EN, und ISO-Konformität“, beginnt Marco Brust, Geschäftsführer der Velotech GmbH seine Präsentation. Durch die Prüfung und die Vergabe des Qualitätssiegels GS (geprüfte Sicherheit) sorgt der mainfränkische Handwerksbetrieb für Sicherheit in der Mikromobilität. Die Fahrer*innen können sich sicher sein, dass die Gefahr von Rahmen- und Gabelbrüchen und Schraubenbrüchen gebannt ist und nicht nur die Einzelteile, sondern das ganze Gefährt geprüft und zertifiziert ist.
Abschließend resümierte Ludwig Paul: „Es kommt im Handwerk darauf an, sich neuen Dingen gegenüber zu öffnen und mit dem handwerklichen Pragmatismus neue Lösungswege zu finden.“
Foto: Emanuel Friehs