Die ersten Ideen rund um KI entstanden, bevor es Computer gab. Die erste Euphorie machte einer langen Phase der Ernüchterung Platz. Nun bahnen sich KI-Technologien in immer mehr Lebensbereichen einen Weg und spielen eine immer wichtigere Rolle. Welche Köpfe prägten diesen Fortschritt? Welche Technologien arbeiten im Hintergrund? Welche Faktoren bestimmen die Entwicklung?
Die folgende Zeitreise in die Vergangenheit klärt die offenen Fragen der Herkunft der künstlichen Intelligenz.
Die Erfindung der KI lässt sich nicht auf einen Wissenschaftler und ein genaues Datum festlegen. So legten Wissenschaftler wie der britische Mathematiker Alan Turing bereits vor der Bezeichnung „Künstliche Intelligenz“ wichtige Grundlagen für die spätere Entwicklung. Seine Turingmaschine wäre auf Grundlage seiner Theorien in der Lage, kognitive Prozesse auszuführen, sofern diese sich in mehrere Einzelschritte zerlegen und durch einen Algorithmus darstellen lassen. Damit legt er den Grundstein für das, was wir heute unter Künstlicher Intelligenz verstehen.
Im Sommer 1956 trafen sich dann Wissenschaftler zu einem Summit am Dartmouth College in New Hampshire, USA. Sie glauben, dass Maschinen Aspekte des Lernens und andere Merkmale der menschlichen Intelligenz simulieren können. Der Programmierer John McCarthy prägte dafür den für uns heute bekannten Begriff „künstliche Intelligenz“ . Während der Konferenz wird auch das weltweit erste Programm für künstliche Intelligenz mit dem „Logic Theorist“ geschrieben – dem es gelang, Dutzende mathematische Theorien zu beweisen.
Im Jahr 1966 erfand Joseph Weizenbaum, ein deutsch-amerikanischer Informatiker vom Massachusetts Institute of Technology, ein Computerprogramm, das mit Menschen kommuniziert. Mithilfe von Skripten simuliert „ELIZA“ verschiedene Gesprächspartner, beispielsweise einen Psychotherapeuten. Der erste Chatbot war geboren.
In den 1970er Jahren blieben die erwarteten KI-Erfolge aus. Im Zuge dessen argumentierte Professor Sir James Lighthill im Jahr 1973, dass Maschinen niemals in der Lage wären, mehr als das Niveau eines „erfahrenen Amateurs“ im Schachspiel zu erreichen.
Im Jahr 1986 erfolgt dann jedoch ein weiterer Meilenstein, der Computer erhält erstmals eine Stimme. Terrence J. Sejnowski und Charles Rosenberg bringen ihrem Programm „NETtalk“ das Sprechen bei, indem sie Beispielsätze und Phonemketten eingeben. „NETtalk“ liest und spricht Wörter richtig aus und wendet das Gelernte auf unbekannte Wörter an. Dies machte es zu einem der ersten künstlichen neuronalen Netze – Programme, die mit riesigen Datensätzen gefüttert werden und daraus eigene Schlussfolgerungen ziehen können. Sie ähneln in Aufbau und Funktion dem menschlichen Gehirn.
Technologiesprünge bei Hard- und Software bahnen Künstlicher Intelligenz den Weg in das tägliche Leben. Leistungsstarke Prozessoren und Grafikkarten in Computern, Smartphones und Tablets ermöglichen es normalen Verbrauchern auf KI-Programme zuzugreifen. Insbesondere Sprachassistenten erfreuen sich großer Beliebtheit: Apples „Siri“ kommt 2011 auf den Markt, 2014 stellt Microsoft die Software „Cortana“ vor und Amazon präsentiert 2015 Amazon Echo mit dem Sprachdienst „Alexa“ .
Mit der ersten KI Debatte im Jahr 2018 demonstriert IBM die Leistungs- und Anpassungsfähigkeit der Künstlichen Intelligenz. Dabei liefert sich die KI Software „Project Debatter“ mit zwei Debattiermeistern ein Rededuell über komplexe Themen – und schneidet dabei beachtlich ab. Wenige Wochen zuvor demonstriert Google auf einer Konferenz, wie die KI „Duplex“ beim Friseur anruft und im Plauderton einen Termin vereinbart – ohne dass die Dame am anderen Ende der Leitung merkt, dass sie mit einer Maschine spricht.
Trotz jahrzehntelanger Forschung und der langen Geschichte steht die Entwicklung der Künstliche Intelligenz noch relativ am Anfang. Damit sie in sensiblen Bereichen wie dem automatisierten Fahren oder der Medizin eingesetzt werden kann, muss sie zuverlässiger und sicherer gegen Manipulationen werden. KI-Systeme sollen zudem lernen, ihre Entscheidungen zu erklären, damit Menschen sie nachvollziehen und die Denkweise der KI besser erforschen können.