7. Mainfränkisches Gesundheitssymposium
Schülerzahlen seit Einführung der Generalistik gestiegen
Über die politischen Ansätze hinter der Reform und die geplanten Finanzierungswege berichtete Regierungsdirektorin Sonja Stopp vom Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in München. In ihrem Vortrag nannte sie die zahlreichen Vorteile der Generalistik. Mit der Ausbildung zum Pflegefachmann bzw. zur Pflegefachfrau wurde ein EU-weit anerkannter Abschluss etabliert, der unter anderem Erfahrungen im Ausland ermöglicht. Zudem erhielten Absolventinnen und Absolventen durch den Erwerb allgemeingültiger Kenntnisse die Chance, sich im Laufe ihrer Karriere nochmals umzuorientieren und den Tätigkeitsschwerpunkt im Pflegebereich zu wechseln. Die Attraktivität der neuen Ausbildung habe sich bereits bayernweit in einer steigenden Anzahl an Berufsanfängern niedergeschlagen. „Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich die Zahl der Ausbildungsanfänger um rund 700 erhöht – das ist weitaus mehr, als in den vergangenen Jahren. Diese Erkenntnis bestärkt uns darin, dass die Reform ein richtiger und wichtiger Schritt ist “, schlussfolgerte Frau Stopp.
Akademisierung steigert Qualität in der Gesundheitsversorgung
Über die Notwendigkeit einer stärkeren Akademisierung des Pflegeberufes berichtete Frau Prof. Dr. Änne-Dörte Latteck von der FH Bielefeld und gratulierte dem Uniklinikum in Würzburg zum neuen Studienangebot. Im Rahmen mehrerer Studien befasste sie sich bereits intensiv mit den Karriereverläufen von Pflegestudierenden und den Sichtweisen der Arbeitgeber. „Das Neue an den primärqualifizierenden Bachelorstudiengängen ist, dass Studierende für die klientennahe Pflege ausgebildet werden und nicht nur für bürokratische Tätigkeiten oder Leitungsfunktionen“, erklärte die Studiengangsleiterin. „Die Absolventen verfügen anschließend über klinisch-wissenschaftliches Fachwissen, das heutzutage dringend gebraucht wird“, sagt sie. Darüber hinaus verwies Prof. Latteck auf Forschungen, welche die Verbesserung der Betreuungsqualität durch den Einbezug studierter Pflegekräfte belegen.
Blick aus der Praxis
Wie das Wissen aus dem Studium im praktischen Klinikalltag weiterhelfen kann, schilderte Franziska Ottenbreit, Herzinsuffizienz Schwester am Uniklinikum Würzburg. Ihr habe das Masterstudium wertvolle Werkzeuge an die Hand gegeben, um schwierige Entscheidungen zu treffen, Projektgruppen zu leiten und selbst zu forschen. „Ich bin immer die Advokatin des Patienten und muss best-möglich für seine Interessen eintreten. Hierfür ist ein breites Kompetenzspektrum nötig, das durch ein Studium gewährleistet wird “, argumentierte sie.
Ob Bachelor, Master oder Doktor – alle haben Sie Ihren Platz am Pflegebett
Im Anschluss an die Impulsvorträge fand eine rege Diskussionsrunde statt. Zu-nächst berichtete Prof. Dr. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Würzburg über die Einführung des Bachelorstudiengangs Pflege. Ab dem Wintersemester 2021/22 wird auch in seiner Institution angehenden Pflegekräften medizinischen Fachwissen gelehrt. „Die Studienpläne sind schon ausgearbeitet“, erzählte Prof. Ertl. „Corona beschert unserem Start natürlich erschwerte Bedingungen, doch wir bleiben am Ball.“ Wichtig ist dem Ärztlichen Direktor, dass künftig mehr Vertrauen in die Kompetenzen der Pflegekräfte entsteht und mehr Aufgaben offiziell delegiert werden. In diesem Punkt pflichtete ihm auch Günther Leimberger bei, ehemaliger Pflegedirektor des Uniklinikums und Initiator des Studienangebots. Er forderte, dass studierte Pflegekräfte ihr heilkundliches Fachwissen künftig eigenständig und vollumfänglich anwenden dürfen und er-wartet, dass mit dem Studium neue Kompetenzbereiche für Pflegende hinzu-kommen. Den Blick auf die Situation in ländlichen Gebieten warf Dr. Ralph Brath, Hausarzt im Landkreis Bad Kissingen. Um die Gesundheitsversorgung trotz Hausärztemangel auf einem hohen Niveau zu halten, rät er zu Lösungen aus der Telemedizin. „Medizinisch ausgebildete Pflegekräfte können für uns Ärzte in diesem Bereich als rechte Hand fungieren. So muss nicht jedes Problem an den Arzt kommuniziert werden, sondern kann zum Teil direkt von dem oder der Pflegenden gelöst werden – auch mit digitaler Unterstützung.“
Foto: Region Mainfranken GmbH / Andreas Hub