Windkanal Mainschleifenbahn und wie kommt die Sonne ins Netz?

Denker treffen Lenker - Energiewende gestalten

15. Dezember 2020
Ansprechpartner:

Emanuel Friehs
Ludwigstraße 10a
97070 Würzburg
0931/452 652-13
friehs@mainfranken.org

15. Dezember 2020

„Denker treffen Lenker“ tagen zum Thema „Energiewende gestalten – Technologien und Trends der dezentralen Energieversorgung“

Die eigene Solaranlage auf dem Dach oder ein kleines Blockheizkraftwerk im Industriegebiet prägen das Bild deutscher Städte und Gewerbegebiete. Die von der Region Mainfranken GmbH ausgerichtete Dialogveranstaltung „Denker treffen Lenker“ am 15.12.2020 stellte innovative Technologien und Trends der dezentralen Energieversorgung mainfränkischer Forschung und Unternehmen vor. Wie tragen PV-Anlagen schon heute zur Energiewende bei und wie können künftig Potenziale gehoben werden? Antworten auf diese und weitere Fragen erhielten 90 Teilnehmende in Vorträgen von renommierten Experten aus der Regiopolregion. Das etablierte Format „Denker treffen Lenker“ bringt regionale Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen, um Forschungskooperationen anzubahnen. 

gibt es einen Solarboom 2.0? 

„Der Wirtschaftsstandort Mainfranken ist im Bereich Energie stark aufgestellt und Unternehmen sind mit einer nachhaltigen Strategie schon heute wirtschaftlich erfolgreich“, leitete Landrat Wilhelm Schneider, Vorsitzender der Region Mainfranken GmbH, in die Veranstaltung ein. 
Obwohl die Einspeisevergütung für Solarenergie in den vergangenen Jahrzenten kontinuierlich gesunken ist, könnte es zu einem neuen Hype in der Solarbranche kommen. Professor Manuel Frondel vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erläuterte in seinem Key Note Vortrag, dass Solarparkbetreiber bei den letzten Ausschreibungen ohne zusätzliche Vergütung auskommen und die Anlagen wirtschaftlich betreiben können. Um die Ziele des Klimaschutzplans 2050 erreichen zu können, müssen jedoch künftig neue innovative Technologien der dezentralen Versorgung entwickelt werden. Um den Solaranlagen auf Privat- und Gewerbedächern einen Schub zu verleihen, sollte nach seiner Einschätzung die Stromsteuer abgeschafft werden. „Doch einmal eingeführte Steuern werden höchstens reduziert, nicht abeschafft“, kommentierte er im Gespräch mit Moderator Prof. Oliver Mayer von der Bayern Innovativ GmbH. 

Rundum nachhaltig

Bei der preisgekrönten Albert Haus GmbH & Co. KG aus Burkardtroth nimmt die Nachhaltigkeit in der Unternehmensphilosophie einen sehr hohen Stellenwert ein. So sind etwa alle Produktionshallen und Verwaltungsgebäude mit Solaranlagen ausgestattet und erzeugen über 80 Prozent des eigenen Strombedarfs. Darüber hinaus werden in Eigenregie die Holzreste aus der Produktion in einer Hackschnitzelanlage zu Pellets verarbeitet und zum Heizen der Gebäude verwendet. Um auch die Fertighäuser zukunftig energieautark austatten zu können, berichtete Geschäftsführer Michael Albert, wird aktuell in einer Forschungskooperation der Einbau von Wasserstoffspeichern in Fertighäusern wissenschaftlich erarbeitet. „Auf all unseren Dächern sind hocheffiziente PV-Anlagen, sodass die Ausrichtung keinen wesentlichen Unterschied in der Ausbeute darstellt. Für die meisten Betriebe ist solch eine Anlage rentabel und empfehlenswert“, kommentierte Michael Albert. 

Innovationen auf die Schiene Bringen

Seit über 20 Jahren erforscht Professor Walter Baur von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt Kleinwindenergieanlagen. Langsamläufer mit vielen Rotorblättern  – etwa wie die Anlage am Gut Heuchelhof in Würzburg – und deren Eigenschaften werden an der Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung erforscht. Üblicherweise werden die Prototypen im Windkanal getestet. Jedoch beschreitet Professor Baur auch hier innovative Wege: Auf der Mainschleifenbahn hat der Pionier die Praxistauglichkeit von Kleinwindenergieanlagen getestet, indem die Anlagen auf ausrangierte Wartungslokomotiven montiert wurden. Einen wesentlichen Teil tragen die Kleinwindanlagen (noch) nicht zum Energiemix bei, die größte Hürde ist laut dem mainfränkischen Experten ein fehlendes Smart Grid – also ein intelligentes Stromnetz. Abschließend berichtete er von seinen eigenen Erfahrungen, energieautark zu leben: „Bei starkem Verbrauch hast du Disko in der Bude, aber im Normalbetrieb gibt es keinerlei Schwierigkeiten.“ 

Kombination aus Solar- und Windkraft

Eine weitere Erfindung zeigte Dieter Irl, Inhaber der Cross Wind Energy Systems, der von seiner kombinierten Anlage aus Solar- und Windkraft berichtete. „Die Anlagen eignen sich vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen, da die Amortisationszeit bei nur fünf bis acht Jahren liegt“, meint Geschäftsführer Irl. Die lebhafte Diskussion unterstrich die Dringlichkeit des Themas. Auf Wunsch der Teilnehmenden sollen nun weitere Aktionen zum Thema Energiewende durchgeführt werden.  

Foto: AdobeStock_Thomas Reimer